C. Holzknecht, E.M. Posch, A.Egger (Foto: Lukas Schmied)

Heiße Sommer, kühle Stadt: Hall AG nutzt Trinkwasser für Fernkälte

Mit Fernkälte aus Trinkwasser klimatisiert die Hall AG künftig die Stadt klimafreundlich und effizient. Die Kälte liefert das reichlich vorhandene Quellwasser, das Trinkwassernetz wird mittels weniger Sensoren zum smarten „Fernkälte-Grid“. So kann die Hall AG den steigenden Kältebedarf mit minimalem Energieaufwand decken und wird damit zum internationalen Vorreiter.

Die natürliche Kälte des Wassers für die Klimatisierung zu nutzen klingt nach einer klugen Idee. Besonders in einer Stadt, in der bestes Trinkwasser das ganze Jahr über äußerst ergiebig aus dem Berg sprudelt. Die Hall AG setzt diesen innovativen Schritt und liefert Fernkälte über ihr Trinkwassernetz. Damit hilft sie den Hallerinnen und Hallern, in den heißer werdenden Sommermonaten kühlen Kopf zu bewahren. Sicher, effizient und klimaneutral.

Cooles Trinkwasser

Die natürliche Fernkälte der Hall AG kommt über das bestehende Trinkwassernetz überall dorthin, wo sie gebraucht wird. In den Leitungen hat das Wasser ganzjährig eine Temperatur von ca. 9°C. Ein Kältetauscher holt sich die Kälteenergie des Wassers um damit Wohnungen und Büros zu klimatisieren. Der Kältezähler erfasst dabei die verbrauchte Kälteleistung. Das für die Kühlung genutzte Wasser gelangt über einen sogenannten Vorfluter – also ein Gewässer wie der Haller Gießen – oder den Regenwasserkanal zurück in den natürlichen Wasserkreislauf.

Der Energieaufwand für die Kühlung geht gegen Null. Das Wasser liefert von Natur aus die nötige Kälteleistung. Das Gefälle zwischen den beiden Hochbehältern Walderstraße bzw. Halltalerhof und der Stadt sorgt ohne zusätzliche Pumpleistungen für den nötigen Druck. Mit Drucksensoren und Durchflusszählern rüstet die Hall AG das Trinkwassernetz zum intelligenten „smart grid“ auf. „Dank dieser Messdaten haben wir das Netz jederzeit im Griff und können auf jeden Betriebszustand sofort reagieren“, erklärt der technische Vorstand Artur Egger. Die Trink- und Nutzwasserversorgung – dazu zählt auch die Versorgung mit Löschwasser – genießt dabei absolute Priorität gegenüber der Fernkälte. Außerdem ist die maximale Wasserentnahme zu Kühlzwecken streng geregelt. Dazu liefern die Quellen gerade in den kühlintensiven Sommermonaten mehr als genug Trinkwasser und damit Kälte. Die Fernkälte der Hall AG nutzt Trinkwasser, das bisher als „Überwasser“ ungenutzt in den Weißenbach abgeleitet werden musste.

Ökologische Antwort auf heiße Sommer

Der Klimawandel und mit ihm die Bau- und Immobilienbranche verlangt seit Längerem eine Antwort auf die heißer werdenden Sommer in der Stadt. Die Zahl an Hitzetagen hat bereits deutlich zugenommen und wird bis 2050 weiter steigen. Die Fernkälte aus dem Trinkwassernetz ermöglicht die notwendige Klimatisierung, ohne Energieaufwand und CO2-Ausstoß weiter in die Höhe zu treiben. Im Vergleich zu konventionellen Hausklimaanlagen kommt sie lautlos ins Haus und spart über 90 Prozent Energie. Das entspricht umgerechnet dem jährlichen Stromverbrauch von 475 Haller Familien und damit einer CO2-Einsparung von ca. 650 Tonnen.

Der Fernkälte-Tarif ähnelt jenem der Fernwärme. Der Aufwand für Wartung und Instandhaltung fällt auch hier sehr gering aus. „Für den Kunden handelt es sich um eine sehr komfortable Versorgung mit Kälte“, unterstreicht Vorstand Artur Egger. Ein Nachrüsten von Bestandsgebäuden ist grundsätzlich möglich, jedoch fokussiert die Hall AG aus Effizienzgründen ihr Fernkälte-Angebot auf Neubauten. Vorerst wird das Stadtgebiet von Hall versorgt. Bis zu 5.500 kW Kälteleistung liefert die Fernkälte der Hall AG. Damit können über 150.000m3 Raumvolumen – immerhin 300 durchschnittliche Haller Gebäude – gleichzeitig klimatisiert werden. „Unsere Kundinnen und Kunden können mit dem neuen Fernkälte-Angebot aus Trinkwasser ein innovatives System zur Verbesserung ihres Raumklimas nutzen“, freut sich Christian Holzknecht, Vorstandsvorsitzender der Hall AG.

Kälte-Pionier Hall

Städte wie Paris, Stockholm oder Wien betreiben seit Längerem Fernkältenetze und setzen zur Kühlung u.a. auf natürliche Gewässer. Doch mit der Idee, Quellwasser und das dazugehörige Trinkwasser-Leistungsnetz unmittelbar als Kältelieferant zu nutzen, leistet die Hall AG ökologische Pionierarbeit. „Die neue Fernkälte der Hall AG ist ein weiterer Baustein unseres Klimaengagements. Eine solche Lösung, die das ohnehin vorhandene Kaltwasser nutzt, gibt es in ganz Österreich noch nicht“, betont die Haller Bürgermeisterin Eva Maria Posch mit Blick auf das österreichische Klimaschutzgesetz und das Tiroler Ziel im Jahr 2050 energieautonom zu sein.

Der Bedarf an Kälte wird in Hall weiter steigen, genauso wie der Bedarf für Klimaschutz. Die Fernkälte aus Trinkwasser der Hall AG kühlt die Stadt in heißen Sommern: mit den vorhandenen natürlichen Ressourcen und mit ruhigem Klima-Gewissen.