Repowertes Kraftwerk Volders erhöht Versorgungsicherheit
Repowertes Kraftwerk Volders erhöht Versorgungsicherheit
HALL i.T. Das 1966 errichtete Kraftwerk Volders zählt zu den besonderen technischen Schmuckstücken der HALL AG. Mit einer Jahreserzeugung von 34 Gigawattstunden versorgt es immerhin 10.000 Haushalte mit Strom. Mit dem bevorstehenden „RePowering“ kann der Betreiber gleich mehrere Erfordernisse erfüllen und den Fortbestand der Anlage gewährleisten.
Seit mehr als 50 Jahren nutzt das größte Kraftwerk der HALL AG das Wasser des Voldertalbaches zur sauberen und nachhaltigen Energiegewinnung. Die technischen Daten sind nach wie vor beeindruckend und dokumentieren, welcher Aufwand mancherorts nötig wird, um Elektrizität verfügbar zu machen. Das Wasser wird zunächst in einem Einlaufbauwerk auf 1.200 Metern Höhe gesammelt und fließt über eine mehr als 1.600 Meter lange Verbindungsrohrleitung. Anschließend wird es über den 800 Meter langen zum Wasserschloss-Speicher geführt, um dann über die mehr als 2 km lange Stahldruckrohrleitung zum Krafthaus westlich der Karlskirche zu gelangen. Hier wird die kinetische Energie des Wassers, verursacht durch eine Fallhöhe von 650 Metern, über zwei Peltonturbinen und Synchrongeneratoren in Strom umgewandelt. „Unter Berücksichtigung einiger geänderter Voraussetzungen müssen wir unser bestes Stück repowern. Am Ende der Maßnahmen können wir aber Leistung, Effizienz und Zukunftstauglichkeit des Kraftwerks Volders erheblich steigern“, freut sich Dipl.-Ing. Mag. Artur Egger, technischer Vorstand der HALL AG über die künftige Aufwertung der wichtigen energietechnischen Einrichtung.
Wasserrecht, Bautechnik, Energiewirtschaft
Gleich mehrere Aspekte erfordern das RePowering des Kraftwerks. Das Wasserrecht verlangt zum einen die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Sie zielt darauf ab, einen guten ökologischen und chemischen Zustand für Oberflächengewässer, erheblich veränderte oder künstliche Gewässer zu erreichen. Hierzu wird der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP 3) ausgerollt. Zum anderen besteht die Verpflichtung zur Restwasserabgabe, die beim Kraftwerk Volders momentan bei 0 m3 / s liegt. Erreicht werden muss ein Sockelbetrag von 10 bis 20 Prozent des dynamischen Anteils vom Zufluss. Beim Wirksamwerden der wasserrechtlichen Bestimmungen sinkt die jährliche Energieproduktion um immerhin 4,9 Gigawattstunden. „Die prognostizierte Abnahme der Jahresproduktion entspricht immerhin einem Drittel der Erzeugung unseres Kraftwerkes Halltal“, gibt der technische Vorstand Artur Egger zu bedenken.
Auch der bautechnische Befund des Kraftwerkes zeigt in Richtung Erneuerung. So ist die Statik des Wasserschlossspeichers am Ende seiner Lebensdauer angelangt. Auch die Druckrohleitung samt Wehranlage bedürfen in Zukunft einer Sanierung.
Schlussendlich denkt die HALL AG an den energiewirtschaftlichen Bereich. So soll die Eigenerzeugung im Energieversorgungsunternehmen nachdrücklich angekurbelt und flexibler gestaltet werden. Weiters liegt der Fokus künftig auf der Produktion von Regelleistungen als Netzdienstleistung für Austrian Power Grid (APG), die das überregionale österreichische Stromnetz betreibt.
Investition in Richtung Zukunft
Mit einem Kostenaufwand von 50 Millionen Euro wird das Kraftwerk Volders an die geänderten Erfordernisse angepasst. Damit am Ende eine Leistungssteigerung von 70% und eine Erzeugungssteigerung von 34% zu Buche schlägt, wird eine Liste von RePowering-Maßnahmen abgearbeitet. Sie enthält die Erhöhung der Ausbauwassermenge, die Kompensation der durch Restwasserabgabe verminderten Jahreserzeugung, die Vergrößerung des Tagesspeichers sowie die Verlagerung der Stromproduktion in das Sommerhalbjahr. Außerdem kann die Regelenergieproduktion angehoben werden. „Wir stimmen die Vorgangsweise auf den zunehmend volatilen Energiemarkt ab“, versichert Dipl.-Ing. Mag Artur Egger von der HALL AG.
Zu guter Letzt bürgt das repowerte Wasserkraftwerk für eine deutlich erhöhte Versorgungs- und Netzsicherheit bei einem möglichen Blackout. Die Natur bedankt sich zudem für eine Verbesserung der Gewässerökologie.
FAKTBOX 1 (geänderte Werte fett)
Das Kraftwerk Volders aktuell
Ausbauwassermenge 1,125 m³/s
Restwassermenge 0,0 m³/s
Bruttofallhöhe 657,5 m
Tagesspeicher 7.000 m³
Engpassleistung 6,8 MW
Jahreserzeugung 34 GWh
Druckrohrleitung Stahl, DN 800/700/600
Turbine 2 Peltonturbinen, U=1000 min-1
Generator 2 Synchrongeneratoren, 4300 kVA, 5 kV
Das Kraftwerk Volders nach dem RePowering
Ausbauwassermenge 2,0 m³/s
Restwassermenge 0,05 m³/s + 10 % vom Zufluss
Bruttofallhöhe 657,5 m
Tagesspeicher 33.000 m³
Energieinhalt 50.000 kWh, 4,5 h Volllast
Engpassleistung 11 MW
Jahreserzeugung 40 GWh
Druckrohrleitung Stahl, DN 1000
2 Maschinensätze: mit je 1 m³/s, Pt = 5,4 MW
Leistungssteigerung 70%
Erzeugungssteigerung 34%